Seit dem 20. Jahrhundert ist das Streben nach Souveränität ein zentraler Aspekt der kurdischen Bewegung, der die Politik in Kurdistan und der umliegenden Region maßgeblich beeinflusst hat. Dieser Kampf ging über das Streben nach politischer Unabhängigkeit oder der Festlegung territorialer Grenzen hinaus; er umfasste auch die formelle Anerkennung der kurdischen nationalen Identität, die systematisch von den Nationalstaaten – die Kurdistan in der modernen Geschichte kolonialisiert haben – unterdrückt wurde.
Die kurdische Identität wird nicht allein durch politische Grenzen definiert; sie ist tief in der Kultur, Sprache und Geschichte Kurdistans verwurzelt. Trotz der Aufteilung Kurdistans auf mehrere Staaten in der Region, die nachhaltige Auswirkungen auf die kurdische Frage sowohl im Nahen Osten als auch in der Diaspora hinterlassen hat, haben die Kurden erfolgreich eine starke kollektive Identität bewahrt. Doch die anhaltenden Konflikte und Kämpfe um Selbstbestimmung sowie die sich wandelnden politischen Dynamiken im Nahen Osten haben einen einzigartigen Kontext geschaffen, der es erfordert, diese Themen von Wissenschaftler_Innen neu zu betrachten und kritisch zu hinterfragen.
Wichtige Fragen entstehen, wie zum Beispiel, ob die Kurden unterschiedliche Formen der Souveränität annehmen können, während sie ihre politische Identität innerhalb der Staaten bewahren, die sie derzeit teilen, oder ob sie die Errichtung eines unabhängigen Staates anstreben sollten. Ist dies eine einfache binäre Wahl für die politische Zukunft der Kurden, oder stellt sie eine komplexere, multidimensionale Herausforderung dar?
Vor diesem Hintergrund lädt die Redaktion des TISHK Magazins Autor_Innen und Übersetzer_Innen dazu ein, Beiträge und Artikel zu folgenden Themen einzureichen:
- Souveränität im 21. Jahrhundert: Herausforderungen und Chancen,
- Verschiedene Formen der Souveränität in Bezug auf die kurdische Realpolitik in der Region,
- Die kurdische Diaspora und die Komplexität der kurdischen Identität,
- Die Auswirkungen regionaler und globaler Konflikte auf die kurdische Identität und Souveränität,
- Die Jina-Bewegung und die Aussichten für kurdische Souveränität in Ostkurdistan/Rojhelat,
- Das Zusammenspiel von Feminismus, Umweltschutz und kurdischem Nationalismus,
- Die Bedeutung der kurdischen Sprache für den Erhalt der nationalen Identität,
- Der Zusammenhang zwischen Souveränität und internationalem Recht,
- Die historische Spannung zwischen Klassenkampf und kurdischem Nationalismus,
- Das Potenzial der kurdischen Bewegung, politische Souveränität zu erlangen,
- Das Wechselspiel von politischer Souveränität, Land und Identität,
- Die Darstellung der Souveränitätsfrage in der kurdischen Literatur.
Die kommende Ausgabe des TISHK Magazins (No. 71) ist nicht auf die oben genannten Themen beschränkt. Wir freuen uns über Beiträge zu jedem Thema, das zur breiteren Diskussion über kurdische Identität, Souveränität und verwandte sozialpolitische Fragen beiträgt. Wir ermutigen Autor_Innen und Forscher_Innen, vielfältige Perspektiven und innovative Ideen in ihrer Arbeit zu erkunden.
Einsendeschluss ist der 8. Februar 2025.
Kontakt: info@tishk.org
Redaktion des TISHK Magazins
TISHK Magazin
Ein Schritt in die ZukunfTISHK Magazin
Das TISHK-Magazin ist eine spannende Initiative, die für das Zentrum einen Schritt in die Zukunft darstellt. Als Plattform für akademische Forschung und intellektuellen Diskurs soll die Zeitschrift zur Förderung des Wissens und des Verständnisses für Kurdistan und die kurdische Situation im Nahen Osten beitragen.